Vrijheid! Kontraste auf kleinstem Raum zwischen Groningen und Lille

Vrijheid! Kontraste auf kleinstem Raum zwischen Groningen und Lille

Belgien, Niederlande und ein bisschen Nordfrankreich

Windmühlen, Waffeln, flaches Land, Coffeshops, EU – das sind die Dinge, die wir mit BeNeLux, also mit Belgien, den Niederlanden und Luxembourg verbinden. Städte von Weltrang wie Brüssel und Amsterdam stoßen auf unberührte, spiegelglatte Landschaften, Hochhäuser treffen auf originalgetreu erhaltene Stadtkerne aus dem 16. Und 17. Jahrhundert. Eine Reise nach Belgien oder in die Niederlande ist verbunden mit einem Eintauchen in die Zeit der Entdecker und der Kaufleute, die die Region wohlhabend machten, und gleichzeitig, nur wenige Schritte entfernt, treffen wir auf die modernsten Städte Europas, die zusammen mit einem hohen Lebensstandard, insbesondere in  den Niederlanden, diese Länder zu den „Prototypen“ für ein Europa des 21. Jahrhunderts machen. 

Eine scheinbar endlos gerade aus verlaufende Straße, die im Horizont verschwindet, ein wolkenloser Himmel, die untergehende Sonne im Hintergrund, die die Gegend in ein wunderbar weiches Licht taucht und so die  weiten,  endlosen Felder, die nur durch einige Bäume unterbrochen werden, fast magisch erscheinen lässt. Die Region Zeeland im  Süden der Niederlande zählt für mich zu den schönsten Gegenden Europas.

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Endlose Straßen in Zeeland…

Der Blick reicht hier stets bis zum Horizont, er erscheint weiter, als anderswo, die Verbindung zwischen Erde und Himmel intakter. Zeeland übt eine Faszination aus, die schwer zu beschreiben ist. Nirgends sonst in Europa ist der Kontakt zwischen Wasser und Land so nahe wie in Zeeland.

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Meer soweit das Auge reicht..

Die Region ist eine der schönsten Urlaubsregionen Europas dank der vielen Freizeitaktivitäten, die hier, insbesondere im Sommer möglich sind. An den endlos langen Stränden,  die begrenzt durch natürlich entstandenen Dünen, aus feinsten, goldenen Nordseesand bestehen, lässt sich herrlich ein wunderbarer Strandtag verbringen, wie etwa in Groot Valkenisse auf der Halbinsel Walcheren, wo auch die höchste Düne des Landes mit 56 Metern aus dem Boden ragt. Aber auch in Domburg und Westkapelle oder weiter nördlich, steht einem Badetag nichts mehr im Wege. Alle Arten von Wassersport werden ergänzt durch ein perfekt ausgebautes Radnetz, dass sich durch die gesamte Region spannt. Kurzum: Es ist die perfekte Urlaubsregion, für alle, die Wassersport lieben und eine traumhafte Landschaft vorfinden wollen.

Der weite Horizont, das weite Meer, es ist dieses Gefühl von Freiheit und  von Grenzenlosigkeit, was mich in dieser Gegend immer wieder überkommt, ob auf einer Düne mit Sicht auf das Meer und das Land oder bei einer Fahrt über eine der Straßen dieser einzigartigen Region.

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Groot Valkenisse: Höchste Düne Zeelands

Freiheit, es könnte DAS Wort sein, was diese Region am ehesten beschreibt. Als in Österreich und Süddeutschland die Lehren der katholischen Kirche noch unantastbar waren und jeder Zweifel als Ketzerei erklärt wurde, brachen in Belgien neue Zeiten an: Das Meer wurde nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen, sondern als große Chance. Entdecker fuhren in alle Himmelrichtungen aus, das Bürgertum stieg auf und wurde mächtiger und mächtiger. Durch den internationalen Handel entstanden Städte von Weltruhm, die auch heute noch bestens erhalten sind. Als „die Perle des Nordens“ oder „Venedig des Nordens“ bezeichnet man die Stadt Brügge etwas südlich von Zeeland.

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Brugge/Brügge: Weltstadt mit mittelalterlichen

Durch Handelskontakte in alle Länder entwickelte sich Brügge zum Zentrum der westlichen Welt. Schon damals durchbrach man die festgesetzten Regeln der Kirche, entdeckte neue Länder. In Brügge wurde auch das Fundament für die Börse gesetzt: Im Haus der Familie „van der Beurse“ trafen sich Kaufleute zum Handel mit Wertpapieren – der erste Vorläufer der Börse, der Name ist bis heute geblieben.

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“Huis ter Beurze” –  hier nahm die Börse ihren Anfang

Touristen kommen aus der ganzen Welt, um Brügge zu sehen. Unversehrt und originalgetreu bietet Brügge ein Abbild des späten Mittelalters, durchzogen von Kanälen, herrschaftlichen Palästen und genialen Plätzen. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise, in der man auch versteht, wieso Europa heute der fortschrittlichste Kontinent der Welt ist. Hier, im heute kleinen Belgien, wurde die moderne Wirtschaft begründet, hier lernte man die Freiheit und die Weltoffenheit kennen.

So ist es auch kein Zufall, dass Brüssel – etwa 100 km entfernt im Landesinnern – heute die Hauptstadt Europas ist. Die wichtigsten EU-Institutionen haben hier ihren Sitz und wollen so helfen, Europa zu vereinen. Aber die Stadt hat auch noch viel mehr zu bieten als die etwas langweiligen EU-Bürotürme. Zugegeben, es braucht etwas länger, Brüssel lieben zu lernen. Die Stadt hat einen schlechten Ruf, sie sei schmutzig, kaputt, die Leute unfreundlich und kühl. Gerade im Stadtzentrum beweist Brüssel jedoch, dass sie auch ganz anders sein kann , eine europäische Hauptstadt, gepflegt, schöne Plätze wie den berühmten Grand Place, eine atemberaubende Kathedrale, nette Einkaufsstraßen und ein internationales Feeling ,machen die Stadt trotz aller Unkenrufe zu einem schönen Reiseziel.

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Brüssel… Hauptstadt Belgiens und der EU

Brüssel ist die Hauptstadt Belgiens, eines Landes, indem drei Sprachen gesprochen werden und drei Sprachgruppen mehr oder weniger gut zusammenleben. Im nördlichen Teil, in Vlaanderen/Flandern, wird niederländisch (bzw. flämisch) gesprochen, im südlichen Teil, der Wallonie, französisch. Ganz im Osten, an der Grenze zu Deutschland, gibt es auch noch deutschsprachige Orte. Es ist diese Vielsprachigkeit, die man in Belgien auf Schritt und Tritt spürt. Sie verursacht Probleme, etwa in der Ausschilderung der Autobahn, indem Orte, die in einer anderen Sprachregion liegen, unterschiedlich ausgeschildert werden. So führt die Autobahn in der Nähe von Antwerpen nach „Luik“, um dann in der Wallonie nach „Liege“ zu führen und im deutschen Teil geht’s vielleicht noch nach „Lüttich“.

Abgesehen dieser Probleme und einer zunehmenden Isolierung der einzelnen Landesteile, weht insbesondere durch Brüssel ein internationaler Wind, nicht zuletzt durch die zahlreichen EU-Institutionen. Brüssel selbst hat einen Sonderstatus und ist gemischt französisch/niederländisch.  Wer in Brüssel leben will, muss neben französisch auch niederländisch können sowie eine dritte Sprache sprechen können – Europa beginnt im Kleinen.

Südlich von Brüssel schließt sich die Wallonie an, der französische Teil Belgiens. Auch der Ruf der Wallonie ist nicht besonders: Rückständig, alt, kaputte Straßen, riesige Industrieanlagen, das ist der Eindruck, den die meisten Reisenden haben, wenn sie durch die Wallonie fahren. Zugegeben, vieles davon ist wahr. Die Autobahnen sind kaputt, es gibt viele, die blind wissen, dass sie nun in Belgien sind, da es beim Grenzübertritt mal kräftig „rrrumps“ macht. Früher war die Wallonie reicher als Flandern, hier lagen die großen Kohlelager, die die Wirtschaft ankurbelten, das arme, bäuerliche Flandern, hatte dem wenig entgegenzusetzen. In den letzten Jahrhunderten drehte sich der Spieß, insbesondere im 20. Jahrhundert lief Flandern der Wallonie langsam, aber doch den Rang ab. Heute ist Flandern reich und die Wallonie relativ arm, viele Industrieanlagen prägen das Stadtbild von Liege, Charleroi oder Namur.

Doch man findet auch Perlen in der Wallonie, in Namur, der Hauptstadt der Region,zum Beispiel. Gelegen an der Mündung der Sambre in die Maas, ist die Stadt schon seit Ewigkeiten besiedelt gewesen. Die Stadt verfügt über einen netten Ortskern, einer Zitadelle mit traumhaften Ausblick und vielen Lokalen. Im Sommer bringt man auch das Meer in die Wallonie: Auf einen Platz baut man einen Strand nach, rundherum Bars und Cafès, Musik. Sommerfeeling wie am Meer – Namur ist eine Reise wert!

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Namur, Namur

Von Namur ist es nicht mehr weit nach Lille, der nördlichsten Großstadt Frankreichs. Moment mal, Frankreich? Was hat das mit BeNeLux zu tun? Mehr als man denken möchte, denn Lille ist die Hauptstadt des „französischen Flanderns“, gelegen ganz im Norden von Frankreich an der Grenze zu Belgien. Lange Zeit war Lille auch ein Teil Flanderns und wurde erst spät Französisch.

Innerhalb Frankreichs hat auch Lille keinen guten Ruf. Insbesondere in Südfrankreich steht Lille als Inbegriff für Kälte, Norden, schlechtes Wetter und einer seltsamen Mentalität. Die Leute in der Gegend reden seltsam, essen seltsame Sachen und es sei immer kalt und regnerisch. Europaweit hat der Film „Willkommen bei den Sch’tis“ (benannt nach einem lokalen Dialekt), diese Mentalitätsunterscheide innerhalb Frankreichs thematisiert und in lustiger Weise wiederlegt.

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Lille, oh Lille..

Unter die Topsehenswürdigkeiten Frankreichs wird Lille wohl nie wandern, doch für mich ist die Stadt die schönste Frankreichs. Egal ob am großen, zentralen Platz der Stadt mit einzigartigen, teilweise sogar vergoldeten Palästen, ob in einer der schönen Einkaufsstraßen, die es locker mit dem Champs’Eliysee aufnehmen können oder im Park rund um die Zitadelle mit weitläufigen Kanälen und Ruheoasen. Lille ist immer belebt, es gibt Cafes, Restaurants und dazwischen auch mal eine Frittenbude. Die Atmosphäre ist großstädtisch, jedoch nicht so hektisch wie Paris, eine Kombination aus französischem und flämischem Lebensstil, die Lille so liebenswert macht. Es ist diese Grenznähe, die wieder einmal „Freiheit“ erzeugt – und das in einer Region, die alles andere als ländlich ist. Lille ist der viertgrößte Ballungsraum Frankreichs mit mehr als 1,5 Millionen Einwohner, in der Metropolregion zusammen mit Belgien leben sogar mehr als 3 Millionen Menschen.

 

Von Lille sind es nur wenige Kilometer zurück nach Belgien, nach Flandern. Distanzen sind gering in BeNeLux, alles in greifbarer Nähe.  Belgien hat seine Städte von Weltrang, die jeder Tourist auf seiner Reise besucht, dazu zählen Brüssel, Gent und Antwerpen sowie Brügge. Obwohl Gent und Antwerpen in vielem Brügge ähneln, haben sie doch ihre eigene Geschichte und ihre eigene Atmosphäre. Gent gewann nach dem Abstieg Brügges an Bedeutung und entwickelte sich rasch zu einer ähnlich bedeutsamen Stadt wie Brügge. Auch hier findet man reich verzierte Paläste, Kanäle und originalgetreu erhaltene Stadtkerne aus dem Mittelalter.

Im Gegensatz zu Brügge hat sich die Stadt jedoch weiterentwickelt, ist auch heute jeden Tag belebt und eine wichtige Universitätsstadt. Antwerpen wird oft gern „Die Schöne an der Schelde“ genannt, hinter einem hässlichen Industriegürtel (Belgiens wichtigster Hafen!), verbirgt die Stadt ein tolles Stadtzentrum, dass dem von Brügge und Gent sehr ähnelt, aber eben wieder ein eigenes Flair ausstrahlt.

 

Es gibt eben diese „Top-Sehenswürdigkeiten“, die in jedem Reiseführer ausführlich seitenlang beschrieben werden, die von tausenden Touristen tagtäglich für das Familienalbum fotografiert werden, die von den großen Reisegesellschaften der Welt angefahren werden. Obwohl wir unsere Tour komplett durchgeplant hatten, gab es doch einige Umänderungen. So war es letztendlich Glück, dass wir auch einen Halt in Leuven einlegten, obwohl wir hier ursprünglich nicht hin wollten. Denn die Stadt etwa 30 km östlich von Brüssel ist eine wahre Perle und eine der schönsten Städte Belgiens. Die ersten Eindrücke dieser Stadt waren noch etwas verhalten, war es doch sehr ruhig und menschenleer, alle Geschäfte sonntags zu. Doch dann kamen wir via den zahlreichen Einkaufsstraßen, wo bekannte Modemarken ihren Sitz haben, zum zentralen Platz von Leuven, wo sich das Rathaus befindet. Eine typisch flämische, marmorweiße Fassade, geschmückt mit Fahnen, die im leichten Sommerwind wehten, umrahmt von zahlreichen Cafès, die den langen Platz säumen, präsentierte sich nun vor uns eine lebhafte Studentenstadt.

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Leuven – eine der schönsten Städte Flanderns

Nun ging es weiter tiefer hinein in das Herz der Stadt, die auf Deutsch Löwen heißt. Zufällig war an diesem Tag ein großes Kulinarikfest in der Stadt, in der man die ganze Welt entlang von über 50 Ständen verkosten konnte. Tausende Besucher zogen durch die mittelalterlichen Gässchen der Stadt, jeder in der Hand eine kleine Köstlichkeit aus allen europäischen Ländern von Italien über Portugal bis nach Bosnien. Auch die anderen zwei Plätze der Stadt hatten sich in ein riesiges Open-Air Restaurant verwandelt, in dem gegessen, getrunken und geredet wurde. Unter der warmen Sommersonne entfaltete diese Stadt ein einzigartiges Flair und präsentierte uns ihre Pracht in vollen Zügen.

Leckeres zu Essen im Stadtzentrum von Leuven
In Leuven ist immer was los…

Brüssel, Brügge, Leuven, Gent, Antwerpen, Namur – schön langsam könnte man den Eindruck gewinnen, Belgien besteht nur aus Städten. Doch rund um diese Städte breitet sich eine traumhafte Landschaft auf, egal ob in der Wallonie mit tollen Flusstälern oder in Flandern mit leicht gewellten oder komplett flachen Landschaften, geprägt von Feldern, in Belgien findet man einfach alles. Nicht weit entfernt endet Belgien an der Nordsee und besitzt auf den 60 km Küste einige traumhafte Strände, vor allem aber jedoch viel Spaß und Nachtleben. Im Gegensatz zu den niederländischen Küstenabschnitten sind die belgischen komplett verbaut und bieten weniger Natur, dafür jedoch umso mehr Spaß. In den Küstenorten Bredene, Oostende, Knokke-Heist und De Panne gibt es lange Sandstrände, Bars, Discos, Einkaufsstraßen – und die einzige Küstenstraßenbahn der Welt.

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Oostende – Belgien im Sommer

Die „Kusttram“ verbindet Knokke mit De Panne und ein einmaliges Fahrerlebnis direkt an der Küste. Mit einem Tagesticket um 5 Euro kann man entlang der Strecke so oft aus- und einsteigen wie man will. Mit wenig Geld lässt sich so die belgische Küste einfach und stressfrei kennenlernen, etwa Oostende. Die größte Küstenstadt Belgiens, bietet etwa das „Q-Music Beachhouse“. Der landesweite, in Flandern sendene Radiosender „Q-Music“ verlagert im Sommer einfach sein Studio an dem Strand. Die Tür steht ständig offen, man kann einfach mit der Moderatorin oder den Mitarbeitern plaudern, während man auf der großen Terasse mit Meerblick ein kühles Bier oder einen Cocktail, zusammen mit den aktuellen Sommersongs auf Q-Music, trinkt. Sommerfeeling der Extraklasse entlang der belgischen Küste ist im Sommer gerade hier garantiert!

 

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Q-Music… love the summer!

Fährt man von der belgischen Küste via Zeeland weiter nördlich erreicht man das nächste Kontrastprogramm innerhalb von BeNeLux: Die Randstad. Gab es eben noch weite Ebenen, viel Grün und ländliche Landschaften, so befindet man sich nun in eine der der am dichtesten besiedelten Regionen Europas. Hier liegen die größten Städte der Niederlande: Rotterdam, Amsterdam, Den Haag, Utrecht.

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Alt und neu treffen sich in Den Haag

Ähnlich wie in Belgien waren es die Niederländer, die wegen ihrer Nähe zum Meer bald neue Wege suchten, ihre Waren unter die Leute zu bringen und so weltweit Handelsbeziehungen aufbauten. Dieses goldene Zeitalter kann man vor allem noch in Den Haag und Amsterdam nachfühlen. Doch das Meer war Segen und Fluch zugleich für die Bewohner der Region. Da weite Teile der Niederlande unter dem Meeresspiegel liegen, mussten sie künstlich entwässert werden. Das geschah zuerst mithilfe von Mühlen, die als Pumpen wirkten – und heute insbesondere als Souvenir- und Werbeträger dienen.

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Der Afsluitdijk… rechts ein See, links ein Meer

Als die Technik voranschritt und Entwässerungen leichter wurden, legten die Niederländer große Teile ihres Landes trocken. Ein altes Sprichwort lautet: „Gott erschuf die Welt, aber die Holländer erschufen Holland.“ Ganze Regionen in den Niederlanden sind dem Meer abgerungen worden, etwa Flevoland, das überhaupt erst seit 1960 existiert.

Das Meer als ständige Bedrohung und gleichzeitig als große Chance, diesen Spagat kriegen die Niederländer ganz gut hin. Von jeher waren in den Niederlanden Technik, Ingenieurskunst, Weltoffenheit und Erfindungsgeist gefragt, um das Land voranzubringen und vor den Fluten des Meeres zu schützen. Fährt man heute durch die Randstad, fallen einem diese Tugenden in den Bauten sofort wieder auf: Sechsspurige Autobahnen, Unter- und Überführungen von Straßen, Straßenbahnen, U-Bahnen, ein dichtes Schienennetz, gigantische Hochhäuser, die einen das Gefühl vermitteln, in  New York und nicht in Rotterdam oder Den Haag zu sein, neue, innovative Ideen in Telekommunikation, Wirtschaft und Stadtplanung – die Niederlande liefern die Vorlage für den perfekten, europäischen Staat des 21. Jahrhundert.

Das alles geschieht jedoch immer in Einklang mit den historischen Stadtkernen der großen Städte. Den Haag ist das Beispiel einer Stadt, in der Alt und Neu eine Symbiose eingehen. Die neuen Hochhäuser, der niederländischen Ministerien, sind in den selben Farben gehalten, wie die alten, viel niedrigeren Häusern aus dem 17. Und 18. Jahrhundert. Steht man auf einem der vielen Plätze der Stadt wird dieser Kontrast zwischen Alt und Neu so richtig sichtbar.

Scharfe Kontraste bieten auch die Städte generell in der Randstad: Den Haag ist vornehm und edel, der Regierungssitz der Niederlande beinhaltet alle Ministerien und den Königspalast. Keine 30 km weiter liegt Rotterdam. Von den Nazis zerbombt, wurde die Stadt nach dem 2. Weltkrieg komplett neu aufgebaut, besteht nur mehr aus Hochhäusern und könnte gut auch eine amerikanische Großstadt darstellen.

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Den Haag

Ganz anders wieder Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande. Amsterdam ist weltbekannt für seine wunderschöne Altstadt, die berühmten Grachten und gilt als eine der liberalsten Städte Europas – was man insbesondere in Coffeshops und im Rotlichtviertel sieht. Amsterdam vereint alles, was die Niederlande ausmacht: Freiheit, traumhafte Altstädte, wo man auf Schritt und Tritt der Geschichte über den Weg läuft, spektakuläre Neubauviertel mit Hochhäusern, die ihresgleichen in Europa suchen, umrahmt von der Kulisse einer traumhaften Landschaft mit viel Wasser. Denn von der Randstad ist es niemals lange bis zum nächsten Park, Kanal, Fluss oder Meer. Alles in Reichweite – wieder etwas, womit die Niederlande punkten können.

 

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Amsterdam – Hauptstadt der Niederlande

Doch auch abseits der Randstad bieten die Niederlande viel: Ganz im Osten, an der Grenze zu Deutschland, liegt eine unberührte Naturlandschaft, die nur knapp 100 Kilometer von der Randstad entfernt liegt. Hier, in der Region Overijssel und Drenthe gibt es weite Felder, Wiesen und vor allem Ruhe. Ganz im Süden liegt Limburg, dass mit Maastricht eine der schönsten Städte der Niederlande aufweist. Anders als der überwiegend katholisch und leicht „gezellig“e Süden ist der Norden: Weite Ebenen und unbesiedeltes Land prägen den Norden der Niederlande. Groningen ist die „Perle“ des Nordens mit einer wunderschönen Altstadt und vielen Lokalen, insbesondere geprägt durch die vielen Studenten, die hier an der renommierten Universität studieren.

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Auch in Amsterdam gibt es viel Grün wie hier am Museumsplein

Starke Kontraste, Gegensätze bei gleichzeitig geringer Entfernung, das ist es, was Belgien und die Niederlande ausmachen. Vergangenes und die Gegenwart, alt und neu, urban und ländlich, all das ist stets nur einen Schritt entfernt. Um die Region jedoch zu verstehen, sie kennenzulernen, darf man nicht nur nach Brüssel und Amsterdam reisen. Beide Städte repräsentieren viel von beiden Ländern, jedoch im Endeffekt nur einen kleinen Querschnitt über die unendliche Vielfalt dieser beiden Staaten. Es sind Städte wie Leuven, Groningen und Landschaften wie Zeeland oder Overijssel, die aufzeigen, wie breit gefächert die Gegend ist.

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Maastricht ganz im Süden der Niederlande

Ob am Strand von Oostende, im Stadtzentrum von Amsterdam, im wunderschönen Zeeland oder in Gent, man spürt, schmeckt und riecht die Freiheit überall. Es ist das Resultat jahrhundertlanger Kontakte mit anderen Kulturen, was sich insbesondere in der Küche niederschlägt, das Resultat von Erfindungsreichtum, von wirtschaftlichen Geschick und von Weltoffenheit. Insbesondere in den Niederlanden werden Toleranz, Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstbestimmung groß geschrieben. Es sind diese Tugenden, die seit Jahrhunderten das Land auf die Spitze der reichsten Länder der Welt katapultieren, die dafür verantwortlich sind, dass die Niederlande zu den lebenswertesten Ländern der Welt mit guten Sozialsystem gehören, und die modernste und effizienteste Infrastruktur Europas besitzen.

Anders als Österreicher und Deutsche sind die Niederländer und auch Belgier weltoffen, haben eine liberale Mentalität und leben nebenbei noch in einer der schönsten Regionen Europas. Besonders krass merkt man diesen Unterschied zwischen Deutschland und den Niederlanden: Auf Nordrhein-Westfalen, einer in der Degeneration befindlichen, extrem verstädterten Region mit großen Infrastruktur- und Innovationsdefiziten sowie einer sehr stark ausgeprägten konservativen Mentalität, schließen sich die Niederlande an, die genau das Gegenteil von all dem sind: Städte im Einklang mit der Natur, Alt und Neu, wo Innovation und Liberalismus groß geschrieben werden und ständig neue Projekte das Land zum modernsten Staat Europas machen.

Freiheit, Innovation und Grenzenlosigkeit – es sind diese Eigenschaften, die BeNeLux seit jeher formen und die mir bei einer Fahrt durch die Abendsonne entlang der schnurgeraden Straße in Zeeland mit Blick auf den endlos erscheinenden Horizont so richtig bewusst werden.

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